10
Apr
2007

La chingada und der Friseur

Sonnentag ein weiteres Mal.

Am Samstag traf ich den Poeten und Professor Marco Antonio Campos. Und mit ihm Bernadette, die hier in der Stadt an einem Projekt fuer Kinder aus armen Verhaeltnissen taetig ist. Neben guten Tipps fuer meine moeglichen Vorbereitungen einer Doktorarbeit, geriet bald die mexikanische Politik in die Schusslinie -ebenso wie interkulturelles Fehlverhalten-, sodass wir einen unterhaltsamen und angenehmen Abend erlebten und ich mit einem Buch beschenkt gluecklich die Rueckreise ins Zentrum antrat. Wir hatten uns naemlich in Coyoacán getroffen, einem alten Viertel kurz vor der riesigen Universitaet. (Sie soll angeblich einen mit Muenchen vergleichbaren Raum einnehmen). Und hier fand sich nebenbei ein Markt, der irgendwie an die Afrikatage in Wuerzburg erinnert. Kurz gesagt: Alles alternatives Pack! Da ich da drauf ja so gar nicht anzusprechen bin, habe ich mir fuer den naechsten Tag gleich einen Friseurtermin geben lassen.
roteblume
Ja. Meine Lieben, es ist so. Der dAn, der Daniel, der sonstwas, der irgendwas, der Rasta war beim Friseur.

Um zwei hatte ich den Termin. Ich kam, etwas aufgeregt, ein wenig frueher an. Zum Glueck waren die Jungs schon da und bereit, denn ich wollte die Sache hinter mich bringen. Es dauerte schlussendlich zwei Stunden, tat hoellisch weh, dauernd kamen gaffende Menschen vorbei und langsam meldete sich zur Hitze auch noch der schwitzende Kundenandrang. Fuer die, die diese Beschreibung verwundert: dies war kein normaler Friseur. Ich sass hinter einem windigen Verkaufsstand aus einigen verrosteten Eisenstagen und halb abgenagten Spanplatten. Darueber ein gebatiktes Tuch, gleich den meisten Produkten des Standes, sieht man von den Raeucherstaebchen und Aehnlichem ab. Dahinter sass ich, auf einer zusammengefalteten Plane und einem ehemals weisslichen, geflochtenen Kissen. Und meine Dreads wurden bearbeitet als gaebe es kein Morgen. Nein, sie kamen nicht ab, wurden nicht geschnitten, auch nicht einzeln ausgerissen, wer hat denn bitteschoen an so etwas gedacht?? Nein, sie wurden an den Anfaengen verbessert, das meiste fliegende Haar eingeflochten und teilweise zusammenhaengende auseinandergerissen. Nach eineinhalb Stunden hatte meine Kopfhaut eigentlich schon keinen Ressourcen mehr, doch wollte ich nicht abbrechen.
Dadurch konnte ich anhand der Schmerzen und der dagegensteuernden Meditation mit hintergruendigem Getrommel waehrend der letzten halben Stunde der "Restauración" in andere Weiten entfliehen.
rastafriseure
Am Abend war einschlafen dementsprechend hart, mein Kopf wollte einfach nicht auf dem Laken liegen, am liebsten waere wohl eine schwebende Position gewesen. Doch vor dieser Tortur machte ich zusammen mit Katha und zwei Bekannten von ihr einen Ausflug in die Zona Rosa, das Schwulenviertel der Stadt, das leider hoechst enttaeuschend war -viel McDo und KFC und wenig Kunst und Design, wenn dann krasses Rosa und offensive Angebote-. Wir haben allerdings den goldenen Engel der Freiheit bestrahlt gesehen, allein dafuer hat sich die naechtliche Ubahnfahrt gelohnt.
Am Sonntag war der letzte Tag der Ausnahmestimmung. Nach wie vor waren sehr wenige Menschen in der Stadt. Alle die es sich leisten konnten waren ans Meer oder sonstwohin in einen anderen Staat gefahren (Es heisst schliesslich nicht umsonst Estados Unidos de Mexico) und fuer die, die es sich nicht leisten konnten, fuer die gibt es schliesslich die kuenstlichen Stadtstraende (hier mit tatsaechlicher Badegelegenheit statt nur eitel Sand) vor denen Wartezeiten bis zu vier Stunden gemessen worden sein sollen.
Montag aenderte ich die Laufrichtung, statt dauernd horizontal die Stadt zu erkunden, war es nun an der Zeit selbiges vertikal zu tun. In den Strassen war mittlerweile eh kaum noch Durchkommen. Ich stieg also auf die Torre Latinoamericana. Eines der vierzig hoechsten Gebaeude der Welt, das die Stadt derart weit ueberblickt, dass man die Berge sehen kann. Dazu gilt es weiters zu vermerken, dass es in der Stadt sowieso wenige Hochhaeuser gibt, und der Blick dadurch sehr sehr schoen und vielseitig ist.
Nachdem ich eine leichte Magenvertimmung -kams von der milanesa vom Stand im Park oder dem gemischten Obstsalat?- homeopatisch schnell und effektiv weggesteckt hatte, begleitete ich die Katha am Abend noch zum Busbahnhof, der sie in einer zwoelf Stunden Fahrt an den heiss ersehnten Strand bringt.

Ich bleibe noch, die Stadt hat mir noch einiges zu sagen, so fuehle ich.
dAn

Gerade eben in Mexiko

Eine Reise, einige Monate, viele Geschichten

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